Standard-Käsekuchen
Nach meinem ersten USA-Besuch versuchte ich, den typischen USAmerikanischen
Cheesecake nachzubacken. Es gelang mir zwar einigermaßen, war mir auf die
Dauer aber zu mühsam: wozu einen Boden machen, der dann doch nur auf die
Hose krümelt, wozu die Eier trennen und den Eischnee sorgfältig unterheben,
wenn das ganze nachher (mangels des richtigen ``altmodischen'' Quarks, sagt
mein jüdisches Kochbuch) doch wieder zusammenfällt?
Also habe ich das Rezept vereinfacht, sowohl in der Wahl der Zutaten als
auch, was den Zubereitungsaufwand angeht. Der jetzige Zustand ist
zufriedenstellend: wenn ich mich beeile, ist das Ding nach einer viertel
Stunde im Backofen, und alle Geräte sind gereinigt. Die Backdauer hängt
stark vom Ofen ab. In einem (Elektro-) Umluft-Ofen braucht es meist weniger
als 45 Minuten; in meinem eigenen Elektro-Ofen, der etwas schwach auf der
Brust und nicht allzu gut isoliert ist, dauert es weit über eine Stunde,
bis die Bräunung einsetzt und die Hitze abgestellt werden kann.
Der Kuchen ist robust: Schwankungen in den Zutatenmengen und der Ofenhitze
machen ihm nicht viel aus. Innerhalb der ersten Tages nach Herstellung
wandelt er seinen Charakter: ursprünglich sehr locker, verdichtet er sich
allmählich (bis er nach etwa 2 Wochen die Konsistenz von Radiergummi
annimmt ;-). Weil der Kuchen keinen ``richtigen'' Boden hat, der die
Feuchtigkeit aufsaugen kann, sollt man ihn, kleingeschnitten, über Nacht in
der Küche offen stehenlassen. Dadurch kann er austrocknen. Im Kühlschrank
wird er leicht feucht.
Ich produziere im Durchschnitt drei derartige Kuchen im Monat, das Rezept
hat also eine hinreichend lange Testphase durchlaufen. Wer unbedingt wissen
will, wie das Resultat aussehen und schmecken muß, kann in meinem Raum
vorbeikommen; ich hab oft ein paar Stücke rumliegen.
Mengenangaben & Kochgeräte
Die auf 2 kg Quark basierenden Mengenangaben entsprechen einem Blech mit
hohem Rand (auch Fettpfanne genannt). Alles ist problemlos skalierbar; auf
je 500 g Quark kommt 1 Ei, usw. Bei geringeren Mengen kann man eine
Springform benutzen. Achtung! Der Kuchen geht während des Backens etwas
auf; der Teig sollte nicht viel höher als 3cm in der Form liegen. Zum
Mischen des Teiges sollte man eine hinreichend große Schüssel haben; ich
benutze eine Blech- oder Steingutschüssel von ca. 6 Litern
Fassungsvermögen. Ein elektrischer Mixer ist angesagt; man braucht keine
Knethaken (wenn die regulären Quirle abbrechen, ist dies ein Indiz dafür,
daß der Teig zu fest ist. Hier spricht die Erfahrung.)
Zutaten:
- 2 kg Quark (ich nehme den einfachen, zu 500g abgepackten, Magerquark)
- 250 g Rosinen oder Sultaninen (= 1 Paket)
- 4-5 Eier (es schadet nichts, mehr Eier zu nehmen)
- 150-200 g Fett (Margarine oder Butter. Butter ist natürlich besser,
aber meist etwas schwerer zu verarbeiten. Auch hier schadet es nichts, mehr zu nehmen)
- 150-200 g Zucker (d.h., ungefähr soviel Zucker wie Fett)
- 120-170 g Mehl (d.h., etwas weniger Mehl als Zucker)
- 1 Paket Vanillinzucker
- ca. 50 g Semmelnbröseln oder Grieß (für die Form)
- etwas Rum (zum Rosineneinweichen. Orangenlikör tut's auch ganz
gut. Muß aber alles nicht sein;)
- Zitronensaft (optional)
- Schmand, Sahne, Sauerrahm (optional)
- 1 Prise Salz
Zubereitung (Kurzanleitung)
Rosinen einweichen; Form ausfetten; alle Zutaten gut vermischen; in die
Form füllen; backen; fertig.
Zubereitung (Langanleitung)
Alle Zutaten sollten einigermaßen Zimmertemperatur haben; wirklich wichtig
ist es aber nur beim Fett. Besonders, wenn man Butter benutzt, sollte sie
halbwegs weich sein.
- Die Rosinen im Rum einweichen; beiseite stellen.
- Butter und Fett zusammengeben, verrühren. Es sollte eine schön homogene
Masse ergeben. Nach Belieben Fett oder Zucker hinzufügen, bis die
Konsistenz stimmt; mehr schadet nichts.
- Vanillinzucker und Salz hinzugeben, verrühren. Das leere
Vanillinzuckerpaket benutzen, um die Form mit Fett auszustreichen. Die Form
dann mit den Semmelnbröseln oder dem Grieß ausstauben.
- Eier hinzugeben, verrühren.
- Rosinen hinzugeben, verrühren.
- Mehl hinzugeben, verrühren. Diese Phase ist kritisch; die Mehlmenge
bestimmt die Konsistenz des Endprodukts (mehr Mehl = fester). Wenns zu fest
wird, kann man einen Spritzer Zitronensaft hinzugeben. Um den Teig
geschmeidiger zu machen, kann man auch Schmand, Sahne, oder Saurrahm
hinzufügen -- eben alles, was auf Milch basiert und viel Fett enthält. Wenn
man statt Magerquark den fettigen Quark (40% oder mehr) benutzt, sind
solche Maßnahmen nicht nötig. Zitronensaft trägt dazu bei, daß der Kuchen
nicht zu süß wird.
- Quark hinzugeben, verrühren. Um eine gleichmäßige Konsistenz zu
erreichen, nach jedem Paket neu verrühren.
- Die Teigmasse in die Form geben, glattstreichen.
- Ab in den Ofen; bei 175° C solange heizen, bis der Kuchen Farbe
anzunehmen beginnt, dann abstellen und nach einigen Minuten
rausnehmen. Man muß nicht wie ein Wachhund aufpassen: der Geruch spricht
für sich. Wenn es einmal soweit ist, kann der Kuchen in 5 Minuten eine
ordentliche Bräunung annehmen.
- Den Kuchen etwas (30-60 Minuten) abkühlen lassen, dann aus der Form
nehmen, kleinschneiden, und über Nacht austrocknen lassen. (Der noch heiße
Kuchen ist durchaus genießbar, hat aber ein Problem: man merkt nicht,
wieviel man da eigentlich ißt ;-)
Ausbaumöglichkeiten: gerade im Sommer füge ich gern noch Sauerkirschen
hinzu, meist um die 200 Gramm. Da die Kirschen das Mixen nicht überstehen
würden (und an der Oberfläche vollkommen austrocknen und verkohlen), sollte
man zuerst ca. 60% des Teiges in die Form geben und glattstreichen, dann
die Kirschen auf der Oberfläche drapieren (leicht eindrücken), und
schließlich den Rest des Teiges vorsichtig obendrauf verteilen. An der
Garzeit ändert sich nichts.
Wer viel Arbeit mit einem Käsekuchen haben will, kann sich an Rob Pike's Legendärem Käsekuchen versuchen.
Statt Mehl kann man oft auch Grieß benutzen, wie dies in Anke Bodzin's Quarkkuchenrezept
und im Rezept für einen Käsekuchen
ohne Boden des Netzkochbuchs
demonstriert wird.
Das USENET Cookbook bietet eine Vielfalt von Käsekuchenrezepten an, darunter:
Zum Käsekuchen gehört Kaffee (oder kalte Milch).
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