(08.03.95) Gekauft, für den Wahnsinnspreis, den man bei Hardcovers
ausgeben muß (aber ich hätte das Warten auf die PB-Ausgabe nicht
ausgehalten). Werds in den nächsten Tagen anfangen. (09.03.95) Die
Sprache gefällt mir nicht allzu sehr, zu maniriert für meinen Geschmack
(was natürlich die Sprache des Hauptdarstellers reflektiert und daher
``korrekt'' und notwendig ist, aber gefallen muß es mir deswegen noch nicht
;-); der Erzähler macht sich aber auch selbst manchmal darüber lustig. Das
zweite Kapitel fängt gleich mit einem netten Schmankerl für uns Skeptiker
an ("Waffensalbe"). (10.03.95) Bis jetzt (~ Seite 70) nicht so
wahnsinnig spannend; die Beschreibung italienisch/spanisch/deutscher Kabale
während des 30-jährigen Krieges mag für Historiker interessant sein, aber
nicht für mich. Erschwerend tritt hinzu, daß Eco davon auszugehen scheint,
daß man weiss, welche Stadt wann wem gehörte. Das übliche Problem bei
Historienromanen also (einfach ist unrealistisch; realistisch ist
unverständlich). Vielleicht fehlt einfach nur eine große introduzzione
(Professor, erklären sie uns doch, ... es ist ein grauenvolles
Sterotyp, aber es erfüllt seinen Zweck.) Ich erwarte aber, daß es
spannender wird, wenn die Erzählung sich Paris nähert. (Aside: Focault's
Pendulum hat auch solche Stellen, die mich ermüden, namentlich der
Brasilien/Vodoo-Erzählfaden.) Vielleicht sollte ich so ein Buch auch
einfach nicht in der U-Bahn lesen. (11.03.95) (In der Tat, im Bett
liests sich besser). Das "aristotelische Teleskop" hat mich ernsthaft
überrascht; nach einem netten Vortrag über die Kraft der Metaphern (sehr
semiotisch, das) wird der Leser mit einem handbetriebenen semantischen Netz
(naja, eine Metaphernmaschine) konfrontiert. Fragt sich, ob das nur ein
Gimmick ist, oder eine echte Plotfunktion nach sich
zieht. (13.03.95) Das Duell zwischen dem Abt und dem Atheisten hat
was, aber daß letzterer durch einen dummen Zufall abgemurkst wird, fand ich
gar nicht lustig (wenns auch das Verzweiflungs- bzw. Melancholie-Thema gut
motiviert). Die Schilderung der "Belagerung" ist gelungen, in aller
Tragikomik. Irgendwie war es ja eine sehr zivilisierte Art, Krieg zu
führen: es ging den Fürsten selbst ans Leben (und den armen Städtern, die
belagert wurden), und die Verwüstungen blieben
lokalisiert. (15.03.95) Und ich hatte mich schon so auf die
königsstürzende Kabale, auf die revoluzzende Rotte gefreut! Und was wars?
nix. Noch mehr unglückliche Liebe (glückliche Liebe wäre aber auch viel zu
unromantisch ;-), noch mehr sympathetische Magie, ein bisschen Kerker, und
falsche Anschuldigungen. Aber was kann man von einem Kardinal auch anderes
erwarten? (19.03.95) Die Erklärung dafür, wo das viele Wasser für
die Sintflut herkam, hat mich vor Lachen fast aus dem Bett fallen
lassen. Vor einer solchen Abstrusität muß jedwedes Vernunftargument
versagen. Und die Fettwannenszene ist auch ordentlich komisch. Die feine
Ironie der Inkonsistenzen des jesuitischen Astronomieweltbildes hat auch
was. (22.03.95) Jetzt, wo unser Held wieder alleine ist und sich in
den selbstgebastelten Problemen seiner Gefühlswelt suhlt, geht er mir auch
wieder ordentlich auf den Nerv. (23.03.95) Endlich durch!
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